Tag 3: Tiergeschichten


Feriengast

 

Seit zwei Wochen habe ich einen Feriengast. Die Katze meiner Tochter ist bei mir, weil sie Ferien hat. Die Katze ist schwarz hat hellgrüne Augen und ist eine wunderschöne Katze. Stolz reckt sie oft den Kopf in die Höhe und schaut um sich, als hätte sie hier das Sagen. Zu Beginn war sie etwas unsicher und musste sich wieder an ihr Feriendomizil gewöhnen. Nach drei Tagen liess ich sie raus und war noch etwas unsicher, ob sie denn auch wieder „nach Hause“ kommt. Sie kommt immer wieder zurück. Wir haben uns angefreundet; sie schnurrt um meine Beine, wenn sie Futter will und das klappt natürlich meistens. Ihr Fell ist glänzend und schön. Sie ist erst knapp vier Jahre alt. Sie ist bereits stark auf mich bezogen und läuft mir oft nach. Gestern Abend, ich genoss gerade einen Film, klapperte das Katzentor und sie kam herein. Mit erhobenem Kopf ging sie direkt unter den Tisch und liess die noch lebende Maus frei. Ich versuchte verzweifelt, die Maus aus ihrem Versteckt hervor zu locken. Ohne Erfolg.

Guter Rat ist oft schwierig. Nach einiger Zeit ging ich doch schlafen und hoffte, das Problem am folgenden Tag irgendwie lösen zu können. Wie wusste ich aber noch nicht konkret.

Als ich erwachte wurde mir das „Problem“ sofort wieder bewusst. Vorsichtig betrat ich das Wohnzimmer und schaute mich unsicher um. Plötzlich sah ich bei der Couch einen roten Flecken; Blut und einige andere kleinere Überreste der Maus, die vor wenigen Stunden noch lebte.

Die Katze schnurrte wie immer, rieb sich an meinen Beinen und verlangte so ihr Frühstück. Anschliessend legte sie sich genüsslich auf ihre Matte. Die Sonne scheint ihr aufs Fell und das glänzte wie immer.


Kellerrassel und Himugüegeli

 

Feucht fröhliches Gekrabbel herrscht unter dem Blumentopf vor dem Waschküchenfenster. Ein Riesenknäuelgewusel von Kellerrasseln tummelt und suhlt sich in der nasskalten Erde darunter. Herrlich ist es hier, blind vor Dunkelheit, überall Beine und kleine, grübelige, graue Panzerrücken und weiche kalte Kellerrasselbäuche. „Ich bin Zuhause in der Unterwelt“, äussert sich die eine kleine Rassel, „schaue ich raus mit meinen Augen, diesmal blind vor Licht, verliere ich jegliche Orientierung. Ich sehe nicht mit Augen, ich sehe mit meinem Körper.“

„Ich sehe mit meinen Augen und mir sind sogar schwarze Augen auf meinen roten Panzerrücken gemalt“, äugt das Himugüegeli vom Rosenstock hinunter schmatzend mit einer grünen Blattlaus beschäftigt. „Mich haben die Menschen zum Glücksymbol erkoren“, blufft das putzige, rote Käferli geschmückt mit schwarzen Augenklecksen. „Und ich fliege zum blauen Himmel hoch! Willst du mitkommen, auf meinem Rücken fliegen?“ „Puh, da wird mir schwindelig und viel zu warm! Willst du mit mir in das Erdreich runter steigen und in den dunklen Gängen verstecken spielen?“ „Uh, da wird mein Panzerrücken schmutzig und ich erstick am dichten Erdgemenge!“

„Ich komme rauf durchs Loch im Topf.“ „Ich komme den Rosenstock runter.“ Sie stehen sich gegenüber. Still das Güegeli, schmunzelnd das Rasseli. „Grüss dich, du bist sicher schön, ich kann dich nicht mit Augen sehen.“ „Grüss dich, Rasseli, wie mutig du bist, ans Licht zu kommen. Nicht fliegen kannst du!“ „ Nicht wühlen kannst du. Die Rose ist unsere Verbündete: du melkst die Läuse, ich grabe Luftlöcher in die Erde. Kommst du morgen wieder?“ „Das Glück fliegt irgendwo hin! Es hat mich gefreut, dir zu begegnen!“ „Danke und adieu dann, ich muss zurück ins feuchte Nest.“


Tiergeschichte

 

Ich bin Buzli, der Kater des Hauses. Was heisst schon „des Hauses“? Meistens bin ich unterwegs und erkunde die Nachbargärten; bin ja auch 2 Gärten nebenan geboren, als Zwilling; mein Bruder schwarz-weiss gesprenkelt, ich rot-weiss gemustert. Es ist herrlich, dass wir uns so oft sehen können. Aber auf die Pirsch geh ich allein!

Nun, vor ein paar Tagen, als ich nach Hause kam, da stand eine hübsche Schäferhündin im Garten, neben dem rosaroten Busch und sah mir gespannt entgegen. Sie hat sich als Felta vorgestellt und scheint eigentlich ganz nett. Sie weiss wohl, dass ich auch zur Familie gehöre. Mich stört sie nicht; ausser wenn sie meint, sie müsse aus meinem Napf kosten. Heute, als wir beide gleichzeitig vor unserem Fressen standen, hat sie plötzlich meinen Kopf in ihr grosses Maul genommen und leicht zugedrückt. Vorsichtshalber hab ich schon „miaua“ geschrien; sogleich hat sie losgelassen und in ihrem Teller weitergefressen. War wohl als zärtliche Geste gedacht. Vertrauen ist wichtig! Eine lange Freundschaft hat begonnen.


Geschichte des Kennenlernens zwischen Dschidifruschi und Nüchtemilie

 

Dschidifruschi, ein kleines, liebliches Tierzwergli ist sozusagen im – von Elfen belebten – Wald zu Hause. Dschidifruschi hat ein weiches braunes Fell und steht auf standhaften Beinen. Dschidifruschi streift immerzu durch die Wälder und Wiesen, um unendliche Ruhe zu finden. Er trifft dort erstmals auf einige ausgelassene fabelhafte Tiere, die täglich fliegen, mit filigranen Flügeln, die wie undenlich schnell sich bewegen können.....

 

Es ist ein herzliches Zusammkommen, Dschidifruschi und die Anderen treffen sich das erste Mal. - Alle diese Elfen haben grosse staunende und schöne grüne Augen, nur schon dies, um sich zu verlieben. - Diese Elfen tänzeln in der Luft vor Dschidifruschi demütig hin und her, und plötzlich fällt Dschidifruschi's Blick auf eine ganz lieblich aussehende Elfe, die sich richtig, doch etwas zurückhaltend verhält. Die Anderen Elfen sind eher neugierig und gwundrig. Dischidifruschi kontert, wie denn sie, diese liebliche Elfe, heisst: Nüchtemilie.

 

Beidseitig, nur durch vorsichtige und behutsame und nicht zuletzt interessierte Blicke, entflammt sich zwischen Dschidifruschi und Nüchtemilie ein Band der Phantasie und Zuneigung. Aber Nüchtemilie zieht sich zurück und Dschidifruschi, das Zwerglein, verharrt noch etwas an Ort und Stelle.... nullkommaplötzlich merkt er, dass er sich unsterblich verliebt hat in Nüchtemilie.

 

Aber es ist eine schwierige Situation, denn zwischen Tierzwergen und jungen Elfen darf sich keine Liebschaft entwickeln. Gesetz des Waldes. Dschidifruschi entscheidet sich in Stille zu ruhn, bzw. die schwierige Situation anzunehmen.

 

Zeit streicht in Land, Dschidifruschi denkt ununterbrochen an Nüchtemilie... Er hat sie seit dem ersten Treffen nie mehr wieder gesehen; es ist so dramatisch, doch er glaubt, dass sie sich wiedersehen, dieser Glaube hält ihn optimistisch. Zeit vergeht.... und wenn sich diese flauschigen Tierchen nicht mehr wiedersehen, dann wissen sie dennoch im Innern, nach all den verweinten Nächten, dass es so sein muss, denn auch für sie kommt die Zeit, die sich ändert und dann nichts mehr im Wege steht und sie sich in die Arme schliessen zu können.

 

Ein happy Ende für die kommende Zeit.


Lilaleps und Eibenspringer

 

Obwohl es Tag war, konnte er nicht schlafen. Etwas hatte ihn geweckt, und das war sehr ungünstig. Am Tag wach zu sein, bedeutete, aktiv zu sein, und das bedeutete, sich zu bewegen, und das bedeutete, vielleicht gesehen zu werden. Von Menschen. Igitt. Mindestens drei Monate Reinigungsrituale stünden an, wenn das passieren sollte.

 

Aber es ging nicht, er konnte nicht weiterschlafen, irgendwas war im Busch. Oder besser, unter dem Busch. Der Eibe, genauer gesagt, seinem Habitat, das er nie verlassen musste, weil es hier alles gab, was er wollte und was er brauchte. Essen, jetzt im Frühsommer besonders lecker, weil die jungen Triebe so zart waren. Warme Stellen zum Einkuscheln im Winter, wenn sein dichtes braunes Fell ein wenig zusätzliche Polsterung brauchte, aber das kam in letzter Zeit nicht mehr so oft vor, er kuschelte sich mehr oder weniger aus Gewohnheit ein, weil es sich einfach richtig anfühlte, und die Winterruhe war damit gewährleistet. Und sonst, wenn er sein Geschäft verrichten wollte, ging er einfach an die Stelle, die seine Mutter schon genutzt hatte, und machte, was er zu machen hatte.

 

Was war es, was ihn geweckt hatte? Ein Geräusch, kaum wahrnehmbar, fast ein Nicht-Geräusch, wie ein Knistern von spinnenwebfeinem Stoff unter einer Schicht aus Holzspänen. Komisch. Er wieselte von Stockwerk zu Stockwerk den Stamm hinunter, um auf dem Boden zu landen, den er seit bestimmt zwei Jahren nicht mehr an den Pfoten gefühlt hatte.

 

Warum musste er nachsehen? Was war an diesem Geräusch, dass er so dringend da hin musste, wo es herzukommen schien? Es war – es zog ihn – es war betörend. Wie etwas, was er vor langer, langer Zeit, als alles noch selbstverständlich war und er in Sicherheit und Geborgenheit bei seiner Mutter aufgehoben gewesen war, schon einmal gehört hatte. Unwiderstehlich. Vielleicht würde seine Sehnsucht ein wenig erträglicher werden, wenn er das Wesen fände, von dem dieses Geräusch ausging. Die Sehnsucht, die ihn begleitete, seit er denken konnte, die ihm immer zeigte, dass er nicht vollständig war ohne … Diese Stelle konnte er nie ausfüllen, nicht in Gedanken und nicht in Taten. Jetzt zog es ihn unwiderstehlich in den Mulch, von irgendwo da unten kam es, er würde graben müssen. Aber vorsichtig, ganz vorsichtig. So ein feines Geräusch gehörte gewiss zu einem feinen Körper, und solche gingen ja leicht kaputt, wenn man sie zu heftig berührte.

 

Das Lilaleps war noch nicht lange wach. Es war auch noch nicht lange in diesem Körper, den es jetzt hatte. Aber da war kein Erstaunen, keine Unsicherheit, keine Furcht. Es war einfach so, wie es war, als hätte es von Anfang an festgestanden, dass es einmal in einem solchen Körper aufwachen würde, umgeben von – von was eigentlich? Nein, das war nicht okay, nicht wie vorgesehen. Es sah nur ganz wenig Licht, wo eigentlich ganz viel hätte sein müssen, und es konnte sich nicht bewegen. Eigentlich müsste es jetzt sich recken und strecken und in der Sonne trocknen lassen, dann die Flügel ausbreiten und losschwirren, voller Lebenslust über das Wasser, in dem es als Larve groß geworden war, und sich gütlich tun an allem, was die Göttin so reichlich beschert hatte. Aber hier?

 

Es wusste, dass es eine Sie war. Sie konnte sich nicht bewegen. Sie spannte die vorderen und die hinteren beiden Beinchen an, krümmte den Rücken – ja, so könnte es langsam, langsam was werden. Erst mal kurz ausruhen. Und dann wieder anspannen. Sie spürte, wie sie ein ganz, ganz klein wenig nach vorne kam, weg unter diesem Ding, das ihr die Bewegung einschränkte, und wollte gerade zum dritten Mal anspannen, als das Ding mir nichts, dir nichts, einfach über ihr weggenommen wurde, von einer großen Hand, und die anderen Holzstückchen von der Seite nachrutschten und wieder auf sie drauf fielen. Aber das machte nichts, sie wusste, dass sie sich auf ihren Flügelpanzer, so zart er auch anmuten mochte, verlassen konnte.

 

Jetzt war auch mehr Licht. Noch längst nicht so wie vorgesehen, das spürte sie klar und deutlich, aber mehr Licht. Und dann wurde sie gepackt – nein, nicht gepackt, gehoben, unendlich sanft und sacht herausgehoben aus dem Holzgestücksel, das sie vorher bedeckt hatte. Und dann sah sie sie, sah sie, die ihr von Anbeginn der Eiablage als Ziel, als göttliche Erfüllung ihrer Sehnsucht eingegeben war: Die Sonne! Jetzt konnte nichts mehr schlecht werden, alles war gut, und wem hatte sie das zu verdanken? Unsicher sah sie den Besitzer der großen, aber sanften Hand an, sah in seine schwarzen Knopfaugen, die von einem begeisterten Glanz waren, und die zu ihr von unendlicher Liebe, von Fürsorglichkeit bis an der Welt Ende, sprachen. Und sie, sie fühlte auch etwas, etwas, das vielleicht dem Gefühl dieses pelzigen Wesens entsprach, aber sie hätte es nicht benennen können.

 

Sie fühlte sich angehoben, sanft umschlossen von der Hand des Eibenspringers, und getragen – wohin? Hoch, hoch, ja, das war richtig, aber irgendetwas war doch nicht so, wie es sein sollte. Er trug sei nicht in die Freiheit des Sonnenscheins, sondern zwischen grünen Zweigen hindurch, die immer wieder den Blick auf das goldene, heilige Rund verdeckten. Aber er war so lieb, so zärtlich, und er freute sich so, dass es sie gab, das spürte sie – das muss Liebe sein, dachte sie, das will ich auch empfinden.

 

Angekommen im Versteck, wurde sie behutsam zwischen zarten trockenen Gräsern eingebettet und versuchte das Gefühl der Liebe in sich zu kultivieren.

 

«Du bist mein Ein und Alles», sagte der Eibenspringer, schon fast im Schlaf, «jetzt weiß ich, worauf ich mein ganzes Leben lang gewartet habe.» Das Lilaleps schmiegte sich in die trockenen Grashalme und versuchte ebenfalls zu schlafen. Wie das ging, wusste sie ja noch, schließlich war sie vor ein paar Stunden erst erwacht. Aber es war schwer. Sie hatte diesen Drang, diesen unendlichen Drang, die Flügel zu spreizen und der Sonne entgegen übers Wasser zu fliegen.

 

Überhaupt, wo war das Wasser? Sie würde warten, bis sie dort hin kam, es konnte nicht weit sein, sie spürte es, aber jetzt war erst einmal die Liebe wichtiger, die Liebe dieses glücklichen Pelztieres, das sie unter dem Ast hervorgezogen hatte und mit dem sie nun, wie es schien, ihr Leben verbringen würde. Das, was sie fühlte, musste Liebe sein, es fühlte sich annähernd gut an. Nur das mit dem Schlafen klappte nicht bei ihr. Sie hielt dennoch ganz still, schließlich hatte er ihr ans Licht geholfen, da sollte sie sich ein wenig dankbar zeigen.

 

Unendliche Stunden gingen dahin, Stunden voller Bilder und Eindrücke, die sie erfüllten, die sie aber nicht verstand. Es kam ganz viel Licht darin vor, Bewegung, unbändige Freude im Fliegen, aber auch Freude am Liegen, am Schlafen, am Wachsein in der Nacht. Letzteres war irgendwie weiter weg, dumpfer, aber es war da, sie kannte die Gefühle des Eibenspringers, ohne zu wissen woher.

 

Und er, er hatte seine Erfüllung gefunden, in diesem lila-grün schillernden, wunderbaren Geschöpf, das ihn irgendwie an Gefühle erinnerte, die ganz, ganz weit weg waren, wie aus einem früheren Leben – wer wusste es schon zu sagen? So lag er und schlief selig.

 

So lag sie und hielt still. Sie war sicher, er würde ihr Zeit und Raum geben, sich zu entfalten und zu dem zu werden, was ihr bestimmt war.

 

Und dann wurde es Abend, es wurde dunkel, und jetzt kam Leben in den Braunen. «Komm, wir können springen und essen und uns tummeln und unsere Liebe feiern», freute er sich, und sie freute sich auch, denn nun würde es losgehen mit der Bewegung, nach der es sie doch die ganze Zeit verlangt hatte. Aber was war das? Ihre Deckflügel hoben sich nur ganz wenig, die Hautflügel darunter blieben zusammengefaltet, so dass man sie gar nicht als Flügel erkennen und schon gar nicht zum Fliegen benutzen konnte. Sie würde das Schwirren auf morgen verschieben müssen. So turnte sie mit ihm von Ast zu Ast, denn springen, das konnte sie auch, jawohl, und sich festhalten mit ihren sechs Beinchen, und wieder abstoßen und weiterspringen. Aber dann verließen sie die Kräfte. «Tob du dich aus», sagte sie zu ihm, «ich muss nochmal zwischen die Gräser», und stieg zu dem Nest, in dem sie den ganzen Tag so regungslos gelegen hatte.

 

Es war schon fast hell, als er zurückkam, sich einrollte und glücklich und zufrieden die Augen schloss.

 

Drei Stunden harrte sie in derselben Stellung wie gestern, dann wurde der Drang zu stark, sie kletterte bis zur Spitze des Eibenzweiges, reckte ihr Gesicht der Sonne entgegen, da war sie, die Göttin unter den Gestirnen, die helle, Leben spendende, Freude bingende! Wie von selbst öffneten sich ihre Deckflügel, sie blieb noch eine Weile sitzen, bis die Hautflügel auch wirklich getrocknet waren, und dann, dann schwirrte sie los, schwebte über dem Eibenbusch, weiter, über eine Wiese, eine Hecke, durch einen lichten Buchenwald, und da, da war er, der Teich, aus dem sie einst geschlüpft war und der ihre Bestimmung und Erfüllung war!

 

Aber was war mit der Liebe? Die Liebe war doch ebenso ihre Bestimmung und Erfüllung! Und wenn sie an den Blick des Eibenspringers dachte, wurde ihr ganz weh ums Herz, und so genoss sie die Zeit am Teich, die Erfüllung, die sie da fand, bis zum Abend, und dann kehrte sie in die Eibe zurück.

 

«Wo warst du?», fragte der Eibenspringer. Enttäuschung stand in sein Gesicht geschrieben. «Ich wachte auf und freute mich, dass du bei mir bist, meine Geliebte, meine Vertraute, und fand mich allein.» Eine Träne fand den Weg durch sein Fell.

 

«Ich musste fliegen, ich musste in die Sonne, es tut mir leid, und ich wusste es nicht, aber es ist mir gegeben, dass ich tagsüber fliege und nachts ruhe. Bei dir ist es anders herum, nicht?» Er nickte. Er dachte nach. Eine weitere Träne rollte durch sein Gesichtsfell.

 

«Ich habe dich aus dem Holz geborgen, ich habe dich mir vertraut gemacht, und man ist zeitlebens für das verantwortlich, was man sich vertraut gemacht hat.»

 

Wo hatte sie das nur schon gehört? Es musste in einem weiteren Vorleben gewesen sein, es hatte etwas mit Zeichen auf Papier – Papier? - zu tun, und sie war jetzt zu müde, um darüber nachzudenken.

 

«Lass mich schlafen», sagte sie, «und mach du dein nachtaktives Leben weiter, wie es dir gut tut, und wenn du in der Dämmerung ins Nest kommst, bin ich noch da und warte auf dich. Dann schwirre ich, und abends komme ich wieder, versprochen.»

 

Er nickte wieder und turnte los, zuerst ganz langsam, weil die unerfüllbare Liebe seine Glieder lähmte, aber dann flinker und fröhlicher. Schließlich würden sie sich immer wieder sehen und ihre Liebe feiern, auch wenn es nur kurz war. Und seine Verantwortung? Sollte er nicht dafür sorgen, dass sie es gut hatte, sie glücklich machen mit allem, was ihm zu Gebote stand? Aber was war es, wie konnte er sie glücklich machen in seinem Ebenbaum?

 

«Man ist zeitlebens für das verantwortlich, was man sich vertraut gemacht hat», wiederholte er noch einmal.

 

An diesem Spruch war irgendwas falsch.


Der Grauenhof

 

Die Tiere auf dem Grauenhof hatten es gut. Sie wurden in einem Freiluftgehege gehalten und es hatte genug Platz für alle, für die Suffzirzen, deren Geruch betörend war, und die Breitkeiffer, deren Geschnatter und Geplapper nicht zu überhören war. Sie wurden zwar getrennt gehalten, doch nur durch einen Maschendrahtzaun getrennt. So konnten sie sich gut riechen und hören.

 

Die Produkte der Rapsrüssler, zu deren Gattung man die Suffzirzen und Breitkeiffer zählte, waren begehrt. Deshalb bekamen sie auch nur das beste Futter. Von dem täglichen Gedränge bei der Fütterung abgesehen hatten sie genug Zeit, das müssige Leben zu geniessen. Sie trafen sich am Zaun um ein Schwätzchen zu halten und sich gemeinsam im warmen Sand zu sonnen. Wenn man genau hinschaute erkannte man, wie sich gewisse Individuen regelmässig trafen und es sogar wagten, ihre Rüssel durch die Maschen zu strecken, um aneinander zu riechen und zuzuflüstern. Man hätte meinen können, dass da ein Flüstelrüchtel vonstatten ginge.

 

Die Idylle wurde aber monatlich für eine Nacht gestört. Bei Vollmond mussten die Tiere den Überfall der Pankranker aus dem angrenzenden Wald befürchten. Blutrünstige Wilde, die im Blutrausch kein Pardon kannten. Der Zaun war für sie kein grosses Hindernis. So kam es regelmässig zu einem Gemetzel und das blaue Blut der Suffzirzen vermischte sich am Grenzzaun mit dem gelben der Breitkeiffer und schwoll im fahlen Licht des Mondes zu einem giftgrünen See an.

 

So geschah es auch in dieser Nacht. Nach allen Seiten versuchten die Rapsrüssler einen Fluchtweg zu finden. Da, eine Lücke im Zaun hatte sich geöffnet. Einer der Breitkeiffer steuerte auf sie zu, im Schlepptau eine Suffzirze. Ja, ein Pärchen, das sich nach dem letzten Überfall kennenlernte und sich schworen, dem nächsten mit gemeinsamen Kräften zu entfliehen.

 

Breitkeiffer steckte fest. Er hatte die Ausmasse seiner Körperfülle wohl unterschätzt. Ein nicht wirklich sanfter Stoss von hinten liess ihn wie eine Kanonenkugel durch den Spalt fliegen. Danke Schätzchen, jetzt du. Torkelnd rannte die Suffzirze mal links, mal rechts der Öffnung gegen den Zaun. Der Breitkeiffer streckte seinen Rüssel ihr entgegen und schrammte sie durch den Zaun. Rasch flüchteten sie in das angrenzende Rapsfeld, das Zeter- und Mordgeschrei in den Ohren, so dass sie es nicht wagten, einen Blick zurück zu werfen.

 

Froh, nicht nur dem Gemetzel entronnen zu sein, sondern auch endlich die Freiheit errungen zu habe, schliefen sie Rüssel an Rüssel ein und träumten von einer gewaltlosen Zukunft. Wie weit ihnen am nächsten Tag bereits bewusst war, dass sie ihre Essgewohnheiten tiefgreifend werden ändern und auf ihre Lieblingsspeise werden verzichten müssen, weil der Raps mehr und mehr für die Gewinnung von Biotreibstoff verwendet wird, war nicht bekannt. Was jedoch schon immer bekannt war, dass die Suffzirzen dazu neigen, die Welt schön zu sehen und die Breitkeiffer die Probleme oft wegschwätzten. Es geht auch das Gerücht um, man habe eine neue Spezies entdeckt und ihr den Namen Zirzkeiffe gegeben.


Tiere und andere Viecher

 

Über ein Jahr nach dem grossen Erdbeben treffen sich Knallbetardenechse und die Tresorqualle zufällig beim RAV und verabreden sich nach einem kurzen, verlegenen Schwatz zu einem Bier auf dem Albis. In ihre ehemalige Stammbeiz neben dem Bellevue - der Kronenhalle - getrauen sie sich längst nicht mehr und auch der Wein ist zu teuer geworden.

 

Nun also die Begegnung der beiden, an einem schönen Dienstagmorgen. Knallbetardenechse (der ehemalige Börsianer, schlank sportlich, braungebrannt, zwei Kinder: Bub 12 Jahre und Mädchen 14 Jahre, hübsche Frau) hat seinen Aston Martin aus der Garage geholt, schön gepützelt, und mäandert vorsichtig die Kurven zum Albis hoch. - Nur kein Unfall! - Die Rechnung wäre zu teuer! - Vorbei die Zeiten, wo man gedankenlos einen Hunderter zwischen den nahen Haarnadelkurven riskierte! Die Tresorqualle hingegen (der ehemalige Buchhalter, etwas rundlich und eckig, Zwillinge: Bub und Mädchen 15 Jahre, nette Frau) kommt wie eh und je mit dem ÖV und trägt bequeme, ausgetretene Turnschuhe.

 

"Weisst Du noch?", geht’s schon bald nach der ersten Bestellung los und nach weiteren fünf Minuten dreht sich das Gespräch um ehemalige Kollegen, was die wohl heute so täten und ob man schon von ihnen gehört habe und das tönt dann so:

 

"Hehe, ja genau! - Der Tintenquaker! (ehem. Marketingleiter)" - "… der dann immer häufiger beim Schwertfisch ins Büro schlich, damit er beim Hinausgehen ein paar Worte mit dem hübschen Mandarinenäffchen wechseln konnte!" - "… DIE war aber auch nicht ohne! …" - ".. und ziemlich taff!" - "Oder der Posaunenfaun (ehem. stv. Direktor Inland), der Steinfresserchen mit Platonauge verwechselte und dann prompt vom Laubenhänger über den Tisch gezogen wurde!" - "he he he" - "Quiiiik! - Herr Ober, noch zwei - quiiik! - Stangen bitte!", brüllt Knallbetardenechse und schlägt vergnügt mit der flachen Hand auf den Tisch bis die Gläser wackeln. - "Oder der Homodestruktor (ehem. Personalchef) - weisch no?! - der versehentlich für schwul gehalten wurde, weil ihn das Kifferorakel mit dem Bambusklopfer versehentlich im Hirschen ins WC einschloss ... " - "Ja Du - quiiihiik! - DAS waren noch Zeiten! Immer was zu lachen!" - Kleine Pause, Schweigen.

 

"Und was machst Du heute so? Immer noch am Bullenmarkt dran? - Geht ja mit Homeoffice heutzutage… oder bist Du auf diese Bitcoins umgestiegen?", fragt Tresorqualle und schiebt seine Unterarme interessiert etwas näher zu seinem Gegenüber. Doch Knallbetardenechse muss erst nachdenken, bevor er - mit der Hand etwas Unsichtbares vom Tisch wegwischend - mit der Geschichte rausrückt: "Erinnerst Du Dich an den Halbschädelbär (ehem. Direktor Effekten Belgien)? Der hatte damals eine Verbindung nach Zug zum einäugigen Aasgeier. Seufzervogel und Elfchenmücke (ehem. CEO-Assistentin) wären auch dabei gewesen… Lief gut an, das Ganze. Doch dann stellte sich heraus, dass die Bude kurz vor unserem Crash von der eierlegenden Wollmilchsau (ehem. Konkurrent) übernommen worden war - über Konstrukte, weisst ja: Holdings und so. Der war mir ja nicht besonders wohlgesonnen, nachdem ich ihn zusammen mit dem Schwanzentgleiser (ehem. externer Börsianer) in der Samariterschmetterling-Sache erwischt hatte …." - Tresorqualle setzt ein mitfühlendes Gesicht auf und tätschelt seinem ehemaligen Kumpan leicht auf den Handrücken. "Na, na, kommt schon wieder was ..". Und so geht’s noch eine ganze Weile weiter.

 

Danach - und zum ersten Mal überhaupt - chauffiert die Knallbetardenechse die Tresorqualle vorsichtig nach Hause und erkundigt sich dann sogar noch ohne blöde Bemerkung nach seinem e-Scooter.


Von der Raupe zum Schwalbenschwanz

 

Was sind denn da für gefrässige kleine schwarze Pünktchen an meinem Fenchelkraut? Muss mal genauer schauen morgen. Was staune ich, die sind ja gar nicht mehr schwarz, das sind ja „Rüebliraupen“ in schönem Grün und die schwarzen Punkte haben sich auf dem Körper verteilt. Aber schön gefrässig sind sie. Die tun nichts als den lieben langen Tag nur Fressen, um sich schlussendlich dann fett und gross zu verpuppen. Einige Tage später wird sie dann das Puppenkleid abstreifen und als prächtiger Schwalbenschwanz davonfliegen.

So wunderbar nun kann ich diese geheimnisvolle Verwandlung direkt in meinem Garten verfolgen. Am späten Nachmittag – was sehe ich da, spaziert die freche Elster durchs Gartenbeet, schaut sich kurz um, zwitschert lustig und zufrieden: Du dicke fette Raupe, nun hat dein letztes Stündlein geschlagen, und holt sich eine um die andere Raupe zum Frass und fliegt glücklich davon.


Es will mir nicht gelingen trotz ergiebigem Brainstorming mit den Nachtbarskindern.

 

Aus der Begegnung des eleganten Silberkrallenbussard mit dem bunten und etwas tollpatschigen Prachttölpel wird nicht mehr als eine Idee und auch der Grautäubling, der schwimmend im Amazonas durch die glitzernde Spiegelung der Wasseroberfläche den Blick nicht vom Glubschaugenmaki wenden kann, der über dem Fluss auf einem Ast sitzt, bleibt ein vorüberziehendes Bild.

 

Die Geschichte der Verbindung des Irgendvirus mit dem Weissnidvirus und deren Austausch von Erbsubstanz verwerfe ich sofort wieder.

 

Schade auch um die Erzählung vom Containerknallfrosch und Flotschkakabum, Flossentarmarin und Langschwanzkonozon, Senklochkrebs und Kanalkäfer, Lippenküsser und Knutschvogel. Sie alle haben sich heute nicht getroffen, es sollte nicht sein!


Mein Beitrag zum Tage

ist keine Geschicht

Mir fällt’s einfach leichter

Zu schreiben `n Gedicht

Du darfst es auch setzen

Wenn’s für dich ein Genuss

Auf deine Webseite

Es grüsst dich

Markus

 

Das Rentiertnicht und der Pfautsch 

Zu gross und zu schwer

Die Hufe so klein

So kommt es daher

Sie sollten grösser doch sein

 

`s versinket im Sumpf

Im ländlich Morast

Der Atem geht rasselnd

`s braucht dringend ne Rast

 

Das Geweih so munzig

So winzig und zart

Sein Anblick verstörend

Und ganz apart

 

Dies alles erblicket

Vom dürren Geäst

Der alten Lärche

Der Pfautsch und es lässt

 

Ihm keine Ruh

Was das denn wohl sei

Will besser noch sehen

Kommt näher herbei

 

Bei dieser Aktion

Halb hüpfend, halb Flug

Er stösst sich, verknackst sich

Was noch nie er ertrug

 

Der Gwunder ist stärker

Nimmt überhand

So hüpfet der Pfautsch

Übers herbstliche Land

 

Da plötzlich erschricket

Das komisch Getier

Was es nun erblicket

Kam niemals vor hier

 

Ein Vogel mit Rad

So farbenprächtig

Begleitet von „autsch!, autsch!“

So laut und allmächtig

 

Dass selbst diesem Säuger

Der gross ist und schwer

Schier Angst wird und Bang

Was kommt da daher?!

 

Was bist du, wer bist du?

Wo kommst du denn her

Das will er nun wissen

Der radschlagend Herr

 

Im Schlamm festgehalten

In sumpfiger Erde

Das Rentiertnicht stecket

Getrennt von der Herde

 

Der Eine aus Neugier

Der Andre gezwungen

So sind die zwei Exoten

Zueinander vorgedrungen

 

Und krähen und quatschen

Und erzählen sich

Ein jeder seine urkomische

Lebensgeschicht

 

Das Rentiertnicht meint

Dass ein prächtig Geweih

Nur für ein Jahr

Pure Verschwendung sei

 

Der Pfautsch hingegen

Meint jeder Ast, jeder Stein

Nur um ihn zu quälen

Auf Erden würd sein

 

Je länger sie reden

Sich besser verstehn

Beschliessen zuletzt sie

Gemeinsam zu gehen

 

So könne doch jeder

Des anderen Schwäche

Relativieren

Und gar drüber lächle

 

So seid gewarnet

Ihr Lesende des Gedichts

Wenn zwei seltsame Tiere

Euch begegnen ist’s nicht

 

Ne Fata Morgana

Keine Halluzination

Ein Rentiertnicht mit Pfautsch

Hier endet mein Sermon


Leise läuten die goldgelben Osterglocken, im zarten Grün der Frühlingswiese den neuen Tag ein.

 

Ich wollte schon immer ein paar Tage ausspannen, in einer spartanisch eingerichteten Waldhütte. Der Turbotatzige Kater „Fredy“ schnallte sich seine rutschfesten Ballerinas an, um die letzten Meter Naturweg über Stock und Stein zu walken. Er hatte ein Rendezvous mit Schoko-Maussinchen. Ein verspieltes Teenager Hühnchen. Aber die zwei rechneten nicht mit der Ex-Freundin von Kater „Fredy“. Der äusserst attraktiven Siamesischen Katzendame.

 

Die Dame hatte nämlich ein ganzes Regiment Abhörteile, vor allem Wanzen, aus dem letzten James Bond Film installiert, um die beiden Turteltäubchen zu kontrollieren. Aber Puste-Kuchen, im Keller der Waldhütte hatten sich schon länger Jogi-Bär und Biene Maya eingemietet, die betrieben hier nämlich eine Produktionsanlage für feine Honigerzeugnisse und andere gefährliche Dinge.

 

Somit trafen Wanzen und das Bienenvolk auf einander. Was leider eine ein riesiges Chaos zur Folge hatte und am Schluss sogar den Zusammenbruch der Waldhütte auslöste.

 

Ein SMS von Hühnchen Schok-Maussinchen an Turbotatzen Kater „Fredy“, lautete wie folgt: Müssen unser geheim Treffen leider verschieben, da unser Liebesnest leider nicht mehr existiert. Ich liebe dich von ganzem Herzen, dein nach Chanel Nr. 5 duftendes Schoggi-Ei legendes Öko-Hühnchen.


Wedernoch und Uni

 

Irgendwann zu einer anderen Zeit in einem fernen Land, lebten auf einer fruchtbaren Ebene, umzingelt von scharfkantigen Bergfelsen, zwei Herden. Auf einer Seite der Ebene die Herde der Gelbpunkttiere und auf der anderen die Herde der Pinkstreifentiere. Die Reviere waren durch einen Fluss getrennt, der geradlinig durch die Ebene floss. Die Herden lebten seit Jahrhunderten friedlich nebeneinander – auch weil der Fluss eine natürliche, unveränderliche Grenze war und es so keinerlei Streitereien um mögliche Landerweiterungen oder Grenzverschiebungen gab.

 

Da man sich erzählte, dass der Fluss manchmal aus unerklärlichen Gründen in meterhohen Wellen über die Ufer trete, hielten sich die Tiere fern von ihm – jedenfalls fast alle. Denn in jeder Herde gab es eine Ausnahme: eine Aussenseiterin unter den Pinkstreifentieren und einen Aussenseiter unter den Gelbpunkttieren. Die Aussenseiterin wurde zur Aussenseiterin und nah ans Flussufer gedrängt, weil ihre Streifen nicht pinkfarben, sondern gelb waren. «Du hast zwar Streifen, aber die haben die falsche Farbe. Zu den Gelbpunkttieren gehörst du aber auch nicht, weil du Streifen anstatt Punkte hast», sagte das Oberhaupt der Herde. «Deshalb nenne ich dich Wedernoch. Du darfst im Revier bleiben, aber halte dich ja am Rand auf. Die Mitte steht dir nicht zu.»

 

Eine ähnliche Geschichte hatte sich in der Nachbarherde zugetragen, bei den Gelbpunkttieren. Dort wurde der Aussenseiter zum Aussenseiter, weil er keine Punkte hatte. Er war einfach nur grün. «Du bist zu grün für uns. Du gehörst nicht wirklich dazu», sagte das Herdenoberhaupt. «Geh mir ab sofort aus den Augen, Uni, so lautet dein Name.»

 

So kam es, dass sich Wedernoch und Uni am Flussufer kennen lernten. Sie verstanden sich von Anfang an so gut, dass der Fluss bald das Einzige war, das sie trennte. Von den gefürchteten meterhohen Wellen liessen sie sich nicht beirren. Nach Wochen täglichen Treffens war für sie klar, dass diese nichts weiter als ein Schreckgespenst waren, um die Herde beisammen zu halten.

 

Doch das Glück von Wedernoch und Uni endete abrupt. Eines Morgens trommelte das Herdenoberhaupt der Pinkstreifentiere alle zu einer ausserordentlichen Versammlung zusammen. «Letzte Nacht sind die fliegenden Hunde eingefallen», sagte er. «Von den Gelbpunkttieren hat keines überlebt. Keines! Diese Mitteilung hat mir der Botenrabe überbracht», sagte das Herdenoberhaupt.

 

Von da an ging Wedernoch nicht mehr zum Flussufer. Wie sollte sie bloss ohne Uni weiterleben, fragte sie sich. Sie fragte sich das viele, viele Tage lang und weinte jede Nacht bitterlich, bis das Herdenoberhaupt die Herde eines Morgens wieder zusammenrief. «Ich habe folgende Mitteilung zu machen», sagte er. «Der Botenrabe hat die Beobachtung gemacht, dass im Nachbarrevier immer noch Gras gefressen wird, obwohl alle Gelbpunkttiere tot sind. Ich schliesse daraus, dass es dort drüben nicht mit rechten Dingen zugeht. Ab sofort wird immer ein Pinkstreifentier Nachtwache halten. Mit Ausnahme von Wedernoch. Wedernoch ist weder für die Nachtwache noch für etwas anderes zu gebrauchen. Geh zum Flussufer», sagte das Herdenoberhaupt. «Aber ich will da nicht mehr hin», sagte Wedernoch. «Du wagst es, die Stimme zu erheben? Geh zum Flussufer!», wiederholte das Oberhaupt. «Das ist ein Befehl!»

 

Beim Flussufer angekommen, traute Wedernoch ihren Augen nicht. Da stand Uni und wartete an der Stelle, an der er früher schon immer auf sie gewartet hatte. «Uni, ich dachte, du seist tot», sagte Wedernoch. «Ich doch nicht», sagte Uni. «Flughunde sehen doch nur Tiere mit gelben Punkten.» «Du Glücklicher, ich Glücklichste», rief Wedernoch und wollte wissen: «Und wie lange hättest du noch auf mich gewartet?» «Ich hätte nie damit aufgehört!»


Auf den Flügeln der Erinnerung

 

Leichtpfötig tänzelte Ohaster über die Wiesen, die ersten Frühlingsblümchen kitzelten seine Tatzen, das liebte er. Die Dämmerung goss einen goldglänzenden Schimmer auf sein Fell. Ohaster beeilte sich; noch 888 Hüpfer und einige Nester lagen vor ihm.

Er hatte seine nächtliche Tour schon fast vollendet, als er zur Stelle hopste. Er hielt inne. Auch dieses Mal löste sich die Erinnerung an Darel wie eine Quelle, die nie versiegt. Zuerst tröpfchenweise, dann allmählich rieselnd, nun überfliessend.

 

Seine Pfötchen waren im dichten Gebüsch an etwas gestossen, das einen leis piepsenden Laut von sich gab.

Neugierig beäugte er das bräunlich schimmernde Knäuelchen, das er im Zwielicht zuerst als zu dunkel geratenes Ei identifizierte. Aus dem „Ei“ pellten zwei braune Murmeln, die sich bewegten, ihn anstarrten. Einen kleinen „Hacken“ hatte das Undefinierbare auch noch...ja, es wurde immer verrückter: Das schnabelige ‚Eidingsbums‘ atmete - und piepste nun lauter! Behutsam hob Ohaster das vermeintliche Überraschungsei auf und erkannte erst jetzt: Sein Wunder-Ei entpuppte sich als junges Vögelchen, wohl aus dem Nest gefallen. Es schien mit heiserer Stimme zu krächzen: „Da-rel, dar-el, d-arel, ...“

 

Es war Freundschaft auf den zweiten Blick. Ohaster päppelte Darel auf und versuchte ihm das Fliegen beizubringen. Anfangs ging das ziemlich schief, ihr könnt euch ja vorstellen, wie lustig das sich anstellte: Ohaster mit seinen vier Pfötchen in der Luft; die langen Ohren zu Segeln gesetzt, im tollkühnen Versuch, die Flugkunst zu s(t)imulieren ;-D Darel lernte schnell; das hatte er wohl eher seinem angeborenen Instinkt zu verdanken als den Lehrübungen seines ‚Meisters‘, die in etlichen Bruchlandungen endeten - die Details könnt ihr euch bildlich ausmalen...

 

Darel begleitete Ohaster auf seinen Streifzügen und lernte - seiner Art völlig atypisch - die schönsten bunten Eier verzieren; mit der Spitze seines Schnabels konnte er so präzise wie kein anderer die filigransten Muster zeichnen, sehr zur Freude der kleinen Zweibeiner, die in grossen „Boxen“ wohnten, wenn sie nicht gerade Nester suchten. Das Liebste, dachte Ohaster, während er sich die Tränen vom Pelz abwischte, waren die gemeinsamen Flüge mit Darel. Auf dem Rücken meines Freundes, an den Federn fest gekrallt, über den Wiesen, Hügeln, Bergen und Wasserfällen zu gleiten - ein Traum! Zudem konnten die Osternester viel schneller und immer weiter weg verteilt werden.

 

Auf einem dieser Flüge, die Sonne ging gerade unter, krächzte Darel mir zu: “Ohaster, halte dich fest“! Was bedeutete, dass mein Freund nun durch die Lüfte tanzen wollte, Pirouetten drehen, in die Wolken tauchen, wie auf dem Meer segeln - ei war das ein Spass! Ich hielt Darel fest umschlungen - sein Herzschlag an meinem Ohr - während wir nah am Himmel schwebten. Dann der Knall. Ein Schuss. Der Sturzflug. Darel blutete aus der Brust; er zuckte, bebte, versuchte noch, uns zu retten. Er starb in meiner Umarmung. Seine braunen Augen in meinen. Sein Gefieder in meinem Fell. Sein Herz an meinem. Seine Gedanken in meinen.

 

Darel hinterliess seine „magischen“ Federn zum Trost für die Zweibeiner und mich. In jedes Osternest legte ich eine Feder von ihm. Jeden, der diese berührte, hüllte sie in ein unbeschreiblich glücklich machendes Gefühl ein und in die Erinnerung an ihn. Von dem Moment an fing der Himmel an zu leuchten. Viele kleine Lichter begannen zu funkeln. Wie das Feuerwerk der Zweibeiner. Nur viel schöner.


Jim und sein perfekter und wunderschöner Lieblingskieselstein

 

Der kleine Otter Jim lebt mit seinen Eltern in der Nähe eines malerischen, grün-blauen Flusses. In seiner Kindheit tut Jim das, was Otterkinder am liebsten tun, isst das, was Otterkinder am liebsten essen und schläft so viel, wie Otterkinder am liebsten schlafen. Was Jim aber mehr tut, als die anderen Otterkinder, ist es zu träumen. Jim träumt nämlich nicht nur wenn er schläft, sondern auch beim Schwimmen, Tauchen, Essen, Spazieren und Spielen. Er träumt davon, eines Tages seinem perfekten und wunderschönen Lieblingskieselstein zu begegnen und kann es kaum abwarten.

 

Jetzt da er genug alt war, um alleine durch die Welt zu ziehen, verabschiedet er sich von seinen Eltern und seinen Freunden und geht los. Jim ist mutig und fest entschlossen, seinen ganz eigenen, wunderschönen Kieselstein zu finden. Er streift durch Wiesen und Dickicht, versteckt sich vor Vögeln und Hunden. Eines Abends rastet er an einem steinigen Flussufer. Er faltet seine Otterhängematte auseinander und hängt sie zwischen zwei niedrige Äste. Otterhängematten bestehen übrigens aus einem Mammutblatt als Liegefläche und aus verschnürten und geknüpften Spinnfäden, die als Seile zur Aufhänge dienen. Bevor Jim es sich in seiner Hängematte gemütlich macht, will er sich ans Flussufer setzen und die letzten warmen Sonnenstrahlen geniessen. Als er so vor sich hinsieht und sich entspannt, entdeckt er in der Ferne etwas wundervoll glitzern. Neugierig steht er auf und schleicht leise und vorsichtig dem Glitzern entgegen. Er bückt sich und nimmt einen bezaubernden, leicht in Gold schimmernden Kieselstein auf. «Wow», denkt sich Jim. Noch nie hatte er einen derart schönen Kieselstein gesehen! «Das muss mein ganz eigener Stein sein, so perfekt wie der ist!», ruft er glücklich und dreht und wendet den Stein. Da entdeckt er an der Rückseite seines Fundes ein klitzekleiner Makel. Der Stein hat nämlich an seiner Rückseite eine Delle, welche die perfekt runde Form doch nicht so perfekt macht. Enttäuscht und achtlos wirft Jim den Stein in den Fluss und trottet zurück zu seinem Lagerplatz. Nach einer unruhigen Nacht in seiner Hängematte, packt er am nächsten Morgen seine Habseligkeiten zusammen und marschiert weiter. Weiter seinem Ziel entgegen, seinen perfekten und wunderschönen Lieblingskieselstein zu finden.

 

Nach einem langen Tag auf Wanderschaft und einer ganzen Nacht ruhigem und erholsamen Schlaf, bricht bereits ein neuer Tag an. Jim packt wiederum seine Sachen zusammen und startet die nächste Etappe. Aber – hoppla! Jim stolpert und fällt hin. «Aua!», schimpft er laut. Er rappelt sich benommen auf und schaut zurück, um zu sehen, was ihn zum Stolpern brachte. Jim traut seinen Augen kaum! Hinter ihm liegt ein Kieselstein in schönster smaragdgrüner Farbe und schwarzen Sprenkeln. «Wow, das hier ist jetzt wirklich mein perfekter und wunderschöner Lieblingskieselstein!», jubelt Jim laut. Doch plötzlich wird er nachdenklich. «Was, wenn ich weiter vorne einen noch schöneren Stein finde? Ich kann mich doch nicht für diesen hier entscheiden, ohne zu wissen, auf welche Steine ich noch treffen werde!» Durch diesen Gedanken dämpft sich seine Freude und seine sonst so fröhliche Art. Etwas traurig legt er den Stein beiseite und macht sich auf den Weg weiter Richtung Lieblingsstein. In Gedanken versunken bemerkt er nicht, was um ihn herum geschieht. Plötzlich knallt er gegen etwas Hartes. Jim schaut verdattert hoch. Er steht vor einer hohen Mauer. Staunend und neugierig geht er um die Mauer herum. Plötzlich entdeckt er weit hinten etwas Seltsames, etwas was sein Herz schneller schlagen und seine Augen grösser werden lässt. «Ein riesengrosser Haufen kleiner, glitzernder Kieselsteine!», jubelt er laut. Jim macht vor Freude hohe Luftsprünge, dreht sich dreimal im Kreis und rennt, so schnell ihn seine Otterbeinchen tragen können, direkt darauf los. Er wühlt sich durch den Berg, finden siebenmal seinen perfekten und wunderschönen Lieblingskieselstein, wirft alle sieben aber jedes Mal wieder zur Seite, in der Hoffnung, einen noch besseren und perfekteren Stein zu finden. Schliesslich geht die Sonne unter und es wird dunkel. Jim muss müde aufgeben. Traurig steigt er vom Kieselsteinberg hinunter, setzt sich kraftlos hin und fühlt sich plötzlich einsam und verloren. Er merkt, wie er seine Eltern und seine Freunde vermisst und wie er ihnen von seinen Abenteuern erzählen möchte. Er merkt, dass er durch die ganze Suche nach dem einen perfekten und wunderschönen Lieblingskieselstein, so viele wundervolle Steine wieder weggeschmissen hat. Mit diesen neuen Gedanken legt er sich hin und schläft schlussendlich weinend und mit schwerem Herzen ein.

 

Am nächsten Morgen wird er von den warmen Sonnenstrahlen wachgekitzelt. Er rappelt sich auf und taumelt noch etwas schlaftrunken davon. Er hat beschlossen, seine Suche aufzugeben und versucht, den Heimweg wiederzufinden. Plötzlich pikt ihm jemand auf den Rücken. Erschrocken dreht sich Jim um und vor ihm steht eine stolze Elster. «Hallo, ich bin Elisa. Ich habe dich gestern Abend weinen gehört und wollte dich nach meiner Futtersuche fragen, was los sei. Doch als ich zurück war, hast du bereits geschlafen und ich wollte dich nicht wecken. Doch jetzt bin ich hier und frage dich, wer du bist und wie ich dir helfen kann?», sagt die Elster freundlich und interessiert zu Jim. Jim, der sich freut, endlich wieder mit jemandem sprechen zu können, erzählt Elisa alles über die Suche nach dem perfekten und wunderschönen Lieblingskieselstein, wie er alle bisherigen Steine wieder weggeworfen hat, wie er sich einsam fühlt, müde ist und beschlossen hat, die Suche aufzugeben. Gespannt hört Elisa die ganze Zeit über zu. «Komm mit, ich will dir etwas zeigen.», sagt sie schlussendlich und Jim folgt ihr. «Hier sind wir. Das ist mein Zuhause und hier ist meine Geschichte», sagt Elisa, als sie vor einem prächtigen Baum stehen. Elisa beginnt zu erzählen, wie sie von einem Balkon zum nächsten flog, um Gegenstände mitzunehmen, die noch mehr glitzern, als die Gegenstände zuvor. Immer näher flog sie zu den Menschen und immer mehr Schätze flog sie nach Hause. Bis sie eines Tages nicht mehr fliegen konnte, weil ihre Flügel derart schmerzten und müde waren. Traurig und einsam fühlte sie sich, als sie Besuch vom Eichhörnchen bekam. Auch das Eichhörnchen kannte dieses Problem, vom dauernden Suchen nach dem noch perfekteren Gegenstand. Gerade als Elisa vom Eichhörnchen zu sprechen beginnt, raschelt es über ihren Köpfen und das Eichhörnchen springt vom Baum direkt vor die zwei Tiere. «Hallo, ich bin Eino und hier ist meine Geschichte», sagt Eino, das Eichhörnchen. Er erzählt, wie er jeweils das ganze Jahr über Nüsschen gesammelt hat, in der Hoffnung die grösste Nuss zu finden, die es im Wald gibt. Er suchte so lange, bis ihn seine Füsse schmerzten und er keine Kraft mehr hatte, um zu klettern. Er kannte eine weise Eule, die ihn zur Erkenntnis brachte, dass das, was er machte, nicht gut für ihn sei. Seit diesem Tag, sammelt er Nüsse nur solange er genug Kraft hat zum Klettern und Spass am Suchen hat. «Das habe ich dann Elisa erzählt und ihr gesagt, dass es keine Rolle spielt, ob man das perfekte Glitzerzeug oder die grösste Nuss findet. Wichtig ist, dass man merkt, wenn die Beine oder Flügel müde werden und dass man Freunde hat, die einem helfen, wenn man sich traurig und einsam fühlt. Und das sage ich jetzt auch dir, lieber Jim. Es spielt keine Rolle, ob dein Kieselstein eine perfekte Form hat oder ob er eine perfekte Farbe hat. Wenn er dir gefällt, dann behalt ihn. Achte aber stets darauf, dass dich deine Beine noch tragen mögen, dass dein Kopf nicht nur zu Boden gerichtet, sondern aufmerksam in alle Richtungen ist, dass dich das Suchen glücklich und nicht müde macht und dass du Freunde hast, mit denen du dich nicht einsam fühlst.», sagt Eino, seinen Blick auf Jim gerichtet. Jim, der ihm aufmerksam zuhört, ist sichtlich gerührt. Ihm kullert eine dicke Otterträne über die Wange und leise sagt er: «Aber, ich bin von zu Hause weggelaufen, habe alle meine Freunde und meine Familie zurückgelassen. Ich finde keine Freunde und fühle mich einsam. Was also soll ich tun?» Da breiten Elisa und Eino ihre Arme und Flügel aus, kommen näher zu Jim und umarmen ihn herzlich. Mit liebevollen Stimmen und wie aus einem Munde sagen die Beiden: «Wenn du willst, lieber Jim, sind wir deine neuen Freunde und deine Familie.» Ein Lachen huscht über Jim’s Gesicht und er freut sich sehr.

 

«Ich habe eine Idee!», sagt er, als die drei sich aus der Umarmung gelöst haben. «Ich baue aus all meinen perfekten und wunderschönen Lieblingskieselsteinen, die ich finde, mein eigenes kleines Haus, direkt unter eurem prachtvollen Baum!» Gemeinsam schlendern sie davon und sammeln alle ihre Lieblingsnüsse, -glitzersachen und -kieselsteine, um aus all diesen Sachen ein perfektes und wunderschönes Haus für Jim zu bauen.


Move und Geissmove

 

Mein Name ist Möwe, doch Move finde ich viel eleganter. Das passt doch zu mir, denn ich bin ein “Luftibus“, mich in der Luft zu bewegen wie ein Tänzer ist traumhaft. Doch manchmal besuche ich die Geissmove, um zusammen Bodenakrobatik zu trainieren: Sie mit lautem meckern ich mit fröhlichem Geschrei. Ungewollt beim Blödeln sind wir in einer Stadt angekommen, doch oh weh das Geschrei und Gemecker löste in einigen Menschen einen Ostergedanke aus…. Wir wurden auf starker Hitze gebraten und an Ostern aufgegessen. Wären sie doch nur zu Hause geblieben!! 

 


Genaugenolm & Chaotiaqua

Fanfarenmusik untermalt das signet von Kontakt-Kontrakt, das am bildschirm swingt. Dann löst es isch in das standbild von G’laune, der katzenfrau, mit dem mikrofon in der hand auf. „Liebe zuschauerInnen ich G’laune begrüsse euch zur heutigen sendung des KONTAKT-KONTRAKT! Seid ihr alle da? Geht es allen gut. Ja es geht euch blendend.“ Die stimme der moderatorin klingt fröhlich, überzeugend, ja fast einwenig überredend. „Sitzt, liegt, steht, schwimmt ihr bequem? Haben alle genügend snakes in mund nähe? Du auch Garkentier? Richte dein computer auge bitte noch ein wenig nach unten, dann sehe ich dich bessen. – Ja genau so. Bestens!“

„Oh schön, Malefixgutgunst ist heute auch mit dabei. - Quarktier wenn du auf der flosse stehst sind nur deine füsse zu sehen. Willst du das so? Ok, ok. Nicht ärgern. War ja nur eine frage.“ Die flossen füsse werden ausgeblendet. G’laune lächelt besänftigend in die kamera.

„Dann lasst uns beginnen. Ich habe das vergnügen und darf ich euch vorzustellen:

          Das-paar-des-monats      Genaugenolm und Chaotiaqua.“

Auf dem bildschirm wird ein aquarum mit einem weissen länglichen wesen sichtbar. Das klatschen des puplikums wird eingeblendet. „Stellt euch vor die beiden sind, trotz kaum überwindbaren hindernissen, schon seit 14 monaten, drei wochen, zwei tagen und 18 stunden gemeinsam unterwegs. …“

„Genaugenommen sind es 14 monaten, drei wochen, zwei tagen, 18 stunden und 37 minuten“ ein langer schmaler kopf wird herangezoomt. Der dreht sich leicht nach rechts. Vermutlich guckt er auf die studiouhr. „… und 43 sekunden.“

„Leute ist das nicht der wahnsinn.“ G’laune stimme erklingt in steifer fröhlichkeit. „Bitte stellt euch nun unseren mitgliedern gleich selber vor. Wer seid ihr, wo lebt ihr, was esst ihr, vor wem müsst ihr euch fürchten und was euch sonst noch wichtig ist. Wem darf ich als erstes ädas wort erteilen?“ Erneut wird das aquarium und heran gezoomt. Ein in die länge gezogener fisch mit vier kräftigen beinen steht auf einem rosatürkis schillernden – stein-ei. Kein ton ist zu hören. „Eh, wer beginnt? Bitte, die zuschauerInnen sind gespannt auf eure geschichte.“ G’laune hält ein smily-gesicht vor die kamera und überbrückt die stille mit wieherndem lachen. „Was ist eure lieblingsfarbe. Was esst ihr gerne. Was trinkt ihr an einer party.“ Verschwörerisch „Erzählt uns eure geheimen wünsche. …“

„Genaugenommen, gibt es nichts über mich zu erzählen.“ Die mundlinie des weissen hat sich aufgeklappt. „Wir haben, als wir uns kennenlernten, uns nicht ausgefragt. Wir wollten ohne vorurteile einander kennenlernen. So halten wir es auch bis hin. Genaugenommen bin ich einfach ein Olm aus der familie der Genaugenos, - ein sehr schöner. Meine schwanzflosse ist sehr breit, meine krallen sehr stark, mein kopf hat genau die richtige schmalheit und das weiss meiner haut ist beinahe durchsichtig.“ Genaugenolm wedelt elegant mit seiner breiten schwanzflosse. „Da ihr meinen namen nicht ausprechen können, werde ich ihn auch nicht in hörbare sprache umsetzen. …“ „Oh doch, bitte, tun sie das. Es ist immer wieder interessant namen oder auch sätze aus nicht gesrpochenen sprachen zu hören.“ G’launes stimme war hoch vor aufregung und ihr arm mit dem mikriphon war kurz auf dem bildschirmen zu sehen. Die kamera zeigte den kopf des Genaugenolms. Das schweigen wärte so lange, dass angenommen werden konnte, Genaugenolm würde sich weigern. Die zuschauenden wurden unruhig. Doch da öffnete sich die mundlinie zu einem schmalen schlitz. Ein hauchzartes säuseön erklang „Schmisch-se schmisch-blublubluu-schamanuf-schmisch-se schmisch-bloblubloo-schananef.“ Und dann war es wieder still. Durch Genaugenolm haut pulsierte eine welle und  verebbte an der schwanzflosse. „Ich denke, es ist einfacher, wenn ihr mich mit Genaugenolm ansprecht, da das was ich sagte auch nur in etwa dem entspricht wie mein name lautet.“

„Weiss. Ja zartes weiss. Möhrenköpfe.. Nur das weisse innere. Denn boden und die braune haut nicht.“ G’laune, wie auch die zuschauenden ist irritiert. Erstere wegen der aussage die zuschenden, weil sie noch immer nicht wissen, wo sich Chaotiaqua sich aufhält. G’laune tastet sich verbal heran. „Haben sie schon mal einen Mohrenkopf gekostet?“

„Sie haben nach meiner lieblingsfarbe gefragt und was ich gerne essen würde. Und nein, leider hatte ich bisher keine möglichkeit den kopf eines mohren mir einzuverleiben.“ Die farbe des rosatürkische steineies wechselt in ein helles grün und die form stülpt sich an der wand des aquariums hinauf. Genaugenolm rutscht, schwankt, zieht die beine an den körper und bleibt im wasser hängend.stehen. Das ehemals rosatürkise steinei formt einen malv farbenen tentakel, den es über den bebeinten fisch legt. „Ich gehöre zur famile der Chaotiaqua aus der Gattung der Chaoswässrigen. Mein name lautet im moment Loveliebamora. Den braucht sie aber niemand zu merken, da er sich ebenso oft ändert wie meine farbe und meine form.“

„Danke ihr beiden.“ G’laune wird kurz sichtbar. Sie sitz, den schwanz um drei ihrer beine gschlungen neben dem aquarium. In der pfote des viertenbeines hält sie das mikrophon. „Somit kommen wir zu der wichtisten frage von heute: Wie habt ihr euch kennen gelern?“

 

 „Genaugenommen war es eine fügung des schicksal.

Ich bin ja noch jung und wollte meine um-welt besser kennen lernen. Und da meine gene wissen, dass meine ahnen einst auf dem festland lebten – das heisst nicht im wasser und keine kiemen hatten sondern eine lunge – wie soll ich sagen. Genaugenommen haben wir olme noch immer eine lunge, zum luft atmen - sie wird nur nicht mehr benutzt. Kurz gefasst: ich wollte aus dem wasser steigen und da rollte eine unglaublich weiche masse über meinen kopf, meinen körper, umhüllte mich, lullte mich ein, duftete nach erdbeeren und quitschte: ‚oh ist das lustvoll glitschig’.

Da war es um mich geschehen. …


„Der zufall wollte es, dass mir Gnaugi zu gefallen ist. Ich bin noch jung und wollte meine umwelt erkunden. Wie mein famlienname schon erkennbar macht, lebten meine vorlebenden in der zeit des chaos im wasser. Da meine familie keinen sauerstoff benötigt ist für uns das leben in beiden bereichen möglich. Warum wir heutzutage fast ausschliesslich an land leben hängt vermutlich damit zusammen, dass die hauteindrücke an land vielfälltiger sind. Ich verankere mich also an einer graswurzel und gleite meinen körper ins wasser. Ein längliches glitschiges ding gleitet in mich und kitzelt mich viermalvier kleinen spitzen krallen.

Da war es um mich geschehen. …

 

„Hurra!“ „So schön.“ „Oh wie rührend.“ „Wau, das macht heiss.“

 

„Wir wünscheneuch alles gute.“ Die kamera schwenkte auf das standbild von G’laune, der katzenfrau, mit dem mikrofon in der hand, und löste sich ins swingende signet von Kontakt-Kontrakt auf, untermalt von fanfarenmusik.